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Demo gegen Ölpipeline Indianer vereint gegen Trump
Stand: 11.03.2017 05:16 Uhr
Apachen, Sioux, Cherokee und Cree gemeinsam unterwegs. Was früher undenkbar gewesen wäre, ist durch die Politik der Regierung Trump möglich. Bei einem großen Indianerprotestzug demonstrierten die US-Ureinwohner vor allem gegen eine Ölpipeline.
Von Andreas Horchler, ARD-Studio Washington
Schneeregen und stürmischer Wind in Washington hielt die Demonstranten nicht ab. Wir stehen zu Standing Rock, riefen die Protestierenden und zeigten sich solidarisch mit dem langen Widerstand gegen die Dakota Acces-Pipeline. Die Trasse läuft zum Teil durch Indianerland, zum Teil durch heilige Stätten der Sioux. Ein Leck würde das Trinkwasser verseuchen, fürchtet Cynthia Sitting dog von den Standing Rock Sioux. Sie fordert von Präsident Donald Trump, er möge ihrem Volk das saubere Wasser lassen. Das brauche doch jeder.
„Wir sind ein Volk“
Das über 1800 km lange Bauwerk war Ende letzten Jahres von Präsident Obama gestoppt worden, aber im Januar hatte sein Nachfolger per Erlass grünes Licht für den Weiterbau gegeben. Bereits in einigen Monaten sollen bis zu 550.000 Barrel Öl pro Tag durch die Röhren gepumpt werden. Allerdings zogen die Standing Rock und Cheyenne River Sioux vor ein Bundesgericht, dessen Entscheidung im April erwartet wird. „Wir existieren, wir widerstehen, wir erheben uns“ hatten die Demonstranten in Washington auf ihre Plakate geschrieben.
Gladys Reed von den Standing Rock Sioux kann der vorläufigen Niederlage ihres Volkes etwas Positives abgewinnen. Die Stimmung jetzt in Standing Rock? „Wir sind ein Volk! Cherokee, Navajo, Chickasaw, Cree. Wir gehören jetzt alle zusammen. Das ist das Ergebnis dieser Bewegung: Ein Bruder, eine Schwester.“
Indianer gegen Trumps Klimapolitik
Die Dakota Access Pipeline war nur ein Grund für die Demonstranten, auf die Straße zu gehen. Sie wandten sich grundsätzlich gegen die zusammengestrichene Klimapolitik, die rücksichtslose Ausbeutung fossiler Brennstoffe und die Missachtung von Minderheiten. Auch der ehemalige demokratische Präsidentschaftsbewerber Martin O´Malley schloss sich dem Protestzug an. „Nein, ich bin kein Eingeborener“, sagte er. „Aber ich bin ein Amerikaner und ein Mensch! Und ich bin davon überzeugt, dass wir eine Menge von unseren eingeborenen Brüdern und Schwestern über nachhaltigen Umgang mit Energie für unsere Zukunft lernen können. Ich bin aus Solidarität mit ihnen hier.“
Für die Umweltpolitik von Trump hatte Demokrat O´Malley klare Worte: „Die Botschaft für die Trump-Regierung lautet: Die Erde wird viel länger da sein als er oder seine Regierung. Wir müssen uns wie Amerikaner benehmen, wie mitfühlende Menschen. Schließlich teilen wir diese Erde mit zukünftigen Generationen. Es steht uns nicht zu, sie zu vergewaltigen, auszubeuten und zu verbrauchen. Die Haltung von Leuten wie Donald Trump ist die von Dinosauriern.“
Vor 100 Jahren Feinde – jetzt gemeinsam gegen Trump
Zu den Demonstranten in Washington gehörte auch Morgan Freejur vom Stamm der Pawnee. Morgan verbrachte Monate im Protestlager in Standing Rock. „Die Interessen der amerikanischen Ureinwohner wurden in der Vergangenheit mit Füßen getreten, Verträge wurden und werden gebrochen, ob es um Rohstoffe geht, um heilige Stätten auf fest zugesagtem Gebiet, um die Grenzmauer zu Mexiko, die zum Teil durch Reservate führt. Was die Regierung mit einzelnen Stämmen machen kann, funktioniert nicht, wenn sie es mit allen Indianern zu tun hat“, glaubt Freejur.
„Man kann uns nicht mehr niederwalzen oder unsere heiligen Stätten entweihen. Wir stehen jetzt vereint da. Die verschiedenen Stämme waren vor 100 Jahren Feinde. Jetzt stehen wir zusammen. Wir haben die Vergangenheit hinter uns gelassen. Wenn sie einen Stock nehmen, können sie ihn durchbrechen. Ein Bündel können sie biegen, aber nicht brechen.“ Noch eindeutiger formuliert es AJ von den White Mountain Apachen in Arizona: Eingeborene werden immer hier sein, sagt er. „Das ist unser Land!“
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